Lernen im Wandel der Zeit: Old Learning vs. New Learning
Bis 2025 werden 50% aller Arbeitnehmenden sich umschulen bzw. weiterbilden müssen (Quelle: Weltwirtschaftsforum: The Future of Jobs Report 2020). Ganz konkretes Wissen hat zukünftig eine Halbwertszeit, da vieles durch Maschinen übernommen wird. Durch die Digitalisierung gibt es neue Lernformen und -formate, welche das Lernen am Arbeitsplatz beeinflussen. Die Erfahrungen der letzten Monate im „Homeoffice“ tragen auch zu neuen Erkenntnissen und Entwicklungen im Lernen bei. Doch was unterscheidet das Neue vom Alten Lernen? Welche Rollen haben Lernende heute und in Zukunft? Und wie können die neuen Lerntechnologien darin unterstützen?
Im Betrieb: Haben wir früher wirklich anders gelernt?
Die Entwicklung des betrieblichen Lernens fand und findet in Wellen statt. Hierbei wechseln und ergänzen sich formales und informelles Lernen. In den Handwerksbetrieben des Mittelalters war beispielsweise Lernen zu Beginn stark informell geprägt. Der Lehrling bekam Feedback durch seinen Meister, reflektierte und probierte selbst aus. Informelles Lernen ist so mit „learning on the job“ vergleichbar. Es entwickelt sich spontan aus der Arbeit heraus und zwar immer dann, wenn Probleme auftreten. Diese werden dann bedarfsgerecht gelöst und haben den großen Vorteil, dass die Transferleistung sofort erbracht wird. Im Zuge der Industrialisierung wurde diese Art und Weise zu Lernen durch formales Lernen ergänzt. Eine hohe Strukturierung und Standardisierung des Lernens fand statt. Durch klassische Trainings und Schulungen und damit verbundene Lernzeiten wurde und wird Lernen organisiert.
Aktuell gewinnt aufgrund der steigenden Komplexität (vgl. VUCA-Welt) und der hohen Geschwindigkeit, mit der sich Dinge verändern, das informelle Lernen wieder an Bedeutung. In vielen agilen und klassischen Arbeitskontexten wird deswegen versucht formelles und informelles Lernen zu kombinieren.
Rolle der Lernenden: Vom Konsumenten zur Gestalterin
Der Begriff des New Learning geht auf den Sozialphilosophen Frithjof Bergmann und die von ihm geprägte Bewegung des New Work zurück. Im Kern geht es dabei um die Selbst- und Potentialentfaltung der Lernenden. Lernen im Sinne des New Learning ist durch Selbstbestimmung sowie Autonomie gekennzeichnet und wird von den Lernenden als sinnhaft erlebt. Die Verantwortung des Lernens liegt dabei noch stärker bei der lernenden Person und damit auch die Mitgestaltung im Lernprozess. Mit anderen Worten greift hier eines der wichtigsten Prinzipien der Erwachsenenbildung, die Freiwilligkeit. Der Lernende bestimmt also selbst was und wie er lernt. Das hat Auswirkungen auf Lernformate, Lernorte sowie Lernzeiten. Die berufliche Bildung sollte demnach noch individueller, lernerzentrierter, kollaborativer und damit in der Gemeinschaft (Community) lernend sowie ein Lernen in allen Lebensphasen ermöglichen.
Als wichtige Kompetenz ist hier die Selbstkompetenz zu sehen, da der Lerner erkennen muss, was er wie kann, will und zu leisten vermag. Dabei gilt, dass der Lerner ein hohes Maß an Selbstverantwortung erlebt und gleichzeitig an einer (Lern-)Gemeinschaft teilhat.
Neue Lerntechnologien
Die neuen Lerntools und -technologien sind ein weiterer Teil des New Learning. Mit Blick auf die neue Rolle der Lernenden sollten die neuen Lerntechnologien darauf Antworten finden. Die Technik kann also dadurch unterstützen, dass sie personalisierbar, nutzerzentriert, mobil, dauerhaft verfügbar und idealerweise in ein Netzwerk eingebunden ist.
Die durch das mmb Institut durchgeführte Trendstudie zur Entwicklung des digitalen Lernens befragt jährlich Expert:innen des digitalen Lernens in der beruflichen Bildung. Für die Bedeutung der Anwendung von Lernformen in Unternehmen in den nächsten drei Jahren gehörten zu den Top vier Lernformen Blended Learning (100%), Virtuelle Klassenräume (97%) und Videos/ Erklärfilme (90%) sowie Micro Learnings (87%).
Quelle: mmb Institut GmbH (2021): Weiterbildung und Digitales Lernen heute und in drei Jahren. Trendstudie 2020/2021.
Die Lerntools allein führen nicht zu Neuem Lernen. Sie sind eine notwendige, wenn aber nicht hinreichende Bedingung. Neugierde, die Fähigkeit von- und miteinander zu lernen sowie der Mut Neues auszuprobieren sind zentral. Darüber hinaus braucht es Zeit zum Lernen, um sich Feedback einzuholen und es braucht Zeit zum Lernen, um zu Reflektieren. Die Rahmenbedingungen, wie ein sicheres Arbeitsumfeld, das Fehler als Teil einer lebendigen Lernkultur anerkennt und wertschätzt, sind die Voraussetzung dafür (mehr zum Thema Umgang mit Fehlern finden sie in beispielsweise in folgenden Blogartikeln:Umgang mit Fehlern in Transformationen).
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