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Entscheidungsfindung – Kopf vs. Bauch 

Wie erfolgt in einer immer komplexer werdenden Welt die Entscheidungsfindung
Der Psychologe Daniel Kahneman hat die dahinterliegenden Prozesse genauer untersucht und unterscheidet zwei Systeme der Entscheidungsfindung: System 1, das schnell, intuitiv und emotional ist und System 2, das langsamer, reflektierter und logischer arbeitet. 

Das schnelle Denken (System 1) ist der Ursprung

System 1 produziert Entscheidungen, die wir gern als „aus dem Bauch heraus“ umschreiben und die in früheren Zeiten viel mit unserem Überleben zu tun hatten: Gefährlich oder nicht, essbar oder nicht, nützlich oder nicht – für eine Risikoeinschätzung genügen in diesen Fragen oft Erfahrungswerte, exakte Daten sind unerheblich. Oder würden Sie Ihren „Kopf anstrengen“ und nach Informationen suchen, welche chemischen Bestandteile die saftigen Beeren enthalten, wenn Sie gerade hungrig sind?  

Diese erfahrungsbasierte Entscheidungsfindung nutzt Heuristiken, dient als „Abkürzung“ und spart uns so Energie in einer schnellen Welt, in der viele Entscheidungen getroffen werden müssen. Sie führt aber nicht selten zu fehlerhaften Schlussfolgerungen auf Grund kognitiver Verzerrungen.  

schnelles denken

Entscheidungsfindung: Fehler im System 1 – bias 

Es gibt viele Beispiele für kognitive Verzerrungen, die zu einer nicht-exakten Entscheidungsfindung führen können. In der Wissenschaft wird oft der englische Begriff „bias“ (Voreingenommenheit, Neigung, Tendenz, Vorurteil, Vorliebe) zur Beschreibung genutzt. 

Was sind häufige bias? 

Bekannt ist vielen der confirmation bias (Bestätigungsheuristik), der auch mit Twitter/Facebook-Blase umschrieben wird. Er beschreibt, dass wir eher Informationen beachten, die zu unserer Meinung passen, als solche, die ihr entgegenstehen. Der Dunning-Kruger-Effekt beschreibt folgenden Wahrnehmungsfehler: Wir denken wir wären in einem Fachgebiet kompetent, da wir dort so inkompetent sind, dass wir unsere Inkompetenz nicht erkennen können. So machen wir immer wieder Fehler bei der Entscheidungsfindung, weil wir denken, dass wir wüssten, was wir tun. Als drittes und letztes Beispiel möchte ich die Verlustaversion nennen. Sie beschreibt, dass wir Verluste stärker fürchten als wir Gewinne schätzen. Darum fällt es uns häufig schwer kurzfristig Ressourcen (z.B. Zeit/ Geld) zu investieren, um langfristig einen Mehrwert zu generieren. 

Entscheidungsfindung – Wie treffen wir nun bessere Entscheidungen?​ 

Wir können nicht ohne „unseren Bauch“ urteilen. Dafür ist unser System 1 viel zu schnell und zu ursprünglich.Wir können aber Bedingungen schaffen, damit wir unser System 2 besser und öfter in die Entscheidungsfindung einbeziehen können. 

Folgende Maßnahmen helfen:​ 

  • Treffen Sie, wenn möglich, wichtige Entscheidungen nicht unter Stress​. 
  • Nehmen Sie sich bewusst Zeit, verschriftlichen Sie Ihre Gedanken. 
  • Holen Sie andere Meinungen ein, am besten, ohne Ihre eigene vorher kundzutun.
  • Achten Sie bei Informationen, Meinungen auf voneinander unabhängige Quellen.
  • Beauftragen Sie jemanden, der ausdrücklich Kritik üben, die Schwachstellen suchen soll.
  • Durchdenken Sie gerade bei widersprechenden Informationen die jeweiligen Argumente.
  • Beschäftigen Sie sich mit den verschiedenen kognitiven Verzerrungen und erhöhen Sie so Ihre Sensibilität für Urteilstendenzen bei sich und bei anderen.

Müssen wir also nur genug Informationen von verschiedenen Quellen sammeln und uns genug Zeit zum Analysieren nehmen damit wir uns einer Sache sicher sein können? 

Im Sinne einer rational korrekten „Kopf“-Entscheidung: Ja. Aber das würde dann auch bedeuten, dass wir nur noch sehr wenige Entscheidungen treffen könnten. Unter Umständen würden sich während der Analyse-Zeit bereits die Informationen wieder ändern. Das heißt wir werden lernen müssen, Entscheidungen mit einer gewissen Unsicherheit zu treffen. 

Entscheidungen treffen

Damit die Unsicherheit im akzeptablen Rahmen bleibt, sollten wir unser System 1 bzw. die zugrunde liegenden Heuristiken verbessern, indem wir bewusst aus Erfahrungen lernen. Zudem kann ein gutes Bewusstsein für „unser Bauchgefühl“ uns helfen, es besser wahrzunehmen und uns durch Intuition Orientierung geben. So können wir nachhaltigere, rationalere Entscheidungsfindung ermöglichen und unser System 2 ressourcenschonend aktivieren. 

Wenn Sie das Thema Entscheidungsfindung noch weitergehend interessiert, Sie Fragen oder Anmerkungen haben oder praktische Unterstützung bei der Personalentwicklung in Ihrem Unternehmen benötigen, freue ich mich über Ihre Rückmeldung und Ihre Kontaktaufnahme. 

Literaturempfehlung:  

  • Daniel Kahneman (2012) Schnelles Denken, Langsames Denken. Siedler Verlag, München 
  • Alexandra Hildebrandt, Werner Neumüller (2022) Bauchgefühl im Management. Springer Gabler, Berlin 

 

 

 

 

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